Mittwoch, 6. Juli 2011

Ex oriente pecunia

Die Zeichen mehren sich, daß die Volksrepublik China bereit ist in den nächsten Monaten in größerem Umfang Teile ihrer Devisenreserven (Gesamtbestand ca. drei Billionen Dollar) auch in schwächelnde Mitgliedsländer der EU zu investieren.

So sind im Moment konkret Griechenland, Zypern und Malta im Gespräch. Anläßlich des Besuches einer hochrangigen chinesischen Staats- und Regierungsdelegation unter Leitung von Ministerpräsident Wen Jibao wurden auch dem finanziell schwer gebeutelten Ungarn weitreichende Hilfen und Investitionen zugesichert.

So berichtet die östereichische Kronenzeitung: "Mit dem sprichtwörtlichen Koffer voll Geld kam Chinas Premierminister Wen Jibao am Wochenende nach Budapest - und entleerte ihn vollständig. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sprach von chinesischer Hilfe in "historischer Größenordnung". Die Volksrepublik wird beträchtlich in ungarische Staatspapiere investieren und darüberhinaus Ungarn einen Sonderkredit von einer Milliarde Euro gewähren. Laut Orban müsse sich das Land nun keine Sorgen mehr über seine Finanzen machen."

China will weiterhin massiv Staatspapiere von finanziell angeschlagenen EU-Staaten aufkaufen, schreibt die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.

RIA Novosti berichtet dazu: "Die chinesische Führung hatte häufig auf die Wichtigkeit der Kooperation mit Europa hingewiesen und der EU ihre Hilfe angeboten. Die EU ist der größte Handelspartner der Volksrepublik - das gegenseitige Handelsvolumen erreicht 400 Milliarden Euro pro Jahr. Laut Euronews belaufen sich Chinas Gold- und Devisenreserven auf mehr als drei Billionen Dollar, ein beträchtlicher Teil davon sind Euros. Zuvor hatte man in Peking angekündigt, den Euro-Anteil seiner Reserven auf 25 Prozent anzuheben. Zu diesem Zweck plant die Volksrepublik den Kauf von spanischen Staatsanleihen für sechs Milliarden Euro. Ein ähnliches Abkommen für vier bzw. fünf Milliarden Euro wurde auch mit Portugal unterzeichnet."

Damit zeichnet sich ein weiterer empfindlicher Schlag gegen die Transatlantiker in den europäischen Regierungen ab und den USA dürfte es zukünftig schwerer fallen, eine geschlossene euröpäische Phalanx gegen den neuen großen Wirtschaftskonkurrenten der Vereinigsten Staaten, China, in Frontstellung zu bringen.

Die Hinweise darauf, daß das 21. Jahrhundert das Chinesiche Jahrhundert werden wird so wie das 20. Jahrhundert das US-amerikanische war, verdichten sich. Eine Tatsache, der sich die Regierenden in Berlin durchaus bewußt sein sollten.

Kooperation anstatt Konfrontation ist das Zeichen der Zeit. Es bleibt abzuwarten, welche Kräfte sich innerhalb der deutschen und europäischen Eliten durchsetzen werden, die "Transatlantiker" oder die "Eurasier".

Eine künftige "Achse" Paris, Berlin, Moskau, Bejing liegt also durchaus im Bereich des Möglichen.

In Anbetracht des sukzessiven Niedergangs des US-Imperiums eine durchaus lohnenswerte Überlegung, schon allein aus energiepolitischen Erwägungen.

(sw)

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