Freitag, 22. Juli 2011

Schweizer Politiker misstrauen der offiziellen Version zu 9/11

Als Lektüre zum Wochenende möchte ich diesen lesenswerten Artikel der Baseler Zeitung meiner verehrten Leserschaft ans Herz legen.

Vor dem 10. Jahrestag der Terrorattacken auf die New Yorker Zwillingstürme haben Verschwörungstheorien im Internet Hochkonjunktur. So auch in der Schweiz: Auf der vor wenigen Tagen aufgeschalteten Website www.911untersuchen.ch fordern Politiker, Wissenschaftler und Medienleute eine neue Untersuchung der Anschläge vom 11. September. Die bisherigen Berichte hätten keine Klärung gebracht.

Die Berner Alt-Regierungsrätin Dori Schaer etwa schreibt in einem Statement, es sei offen, ob die US-Regierung die Anschläge vom 11. September bewusst nicht vermieden oder gar inszeniert hätten. Die Vorstellung, dass die Bush-Regierung fast 3000 Landsleute geopfert haben könnte, um ihre politischen Ziele zu erreichen, hält sie zwar für ungeheuerlich, aber offenbar nicht für abwegig – und das, obschon offizielle Untersuchungen keine Belege für diese abenteuerlichen Spekulationen liefern.

Auch der grüne Berner Nationalrat Alec von Graffenried sagt, er traue der Bush-Regierung praktisch alles zu. «Darum muss es erlaubt sein, kritische Fragen zu stellen, ohne dass man in die Ecke der Verschwörungstheoretiker gestellt wird.» Wie Parteikollege Geri Müller, Nationalrat aus dem Aargau, unterstützt er die Online-Aktion.



Viele ungeklärte Fragen
Einen Schritt weiter geht Klaus J. Stöhlker in seinem Statement auf der Website: Der PR-Mann hält die «moralische Verwahrlosung der Führungsmacht USA» für offensichtlich – und die Aussagen des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad für glaubwürdiger als jene der US-Administration: «Es fehlt uns heute eigentlich nur noch der Beweis, dass Ahmadinejad recht hatte, als er vor der UNO sagte, das Attentat auf das World Trade Center in New York sei mit dem Wissen der US-Regierung erfolgt», schreibt Stöhlker. Indizien für diesen Verdacht gebe es schon zur Genüge.

Etwas moderater äussern sich Glückskette-Stimme Roland Jeanneret («Wer die Gesinnung eines George W. Bush kennt, hat allen Grund zu misstrauen») und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel («Ich habe viele Fragen, die ich geklärt haben möchte.»). Auch sie rufen die USA auf, die Schuldfrage zu klären.

Mit Daniele Ganser führt auf der Online-Plattform auch die Schweizer Galionsfigur der Verschwörungstheorien zu 9/11 das grosse Wort: Der Historiker und Friedensforscher hat ein Kapitel zum Buch «9/11 & American Empire» des Theologen David Ray Griffin verfasst, einem der bekanntesten Kritiker der offiziellen Version. Auf der Website argumentiert Ganser, es sei ebenso gut möglich, dass die Terroranschläge des 11. September von der amerikanischen Regierung geduldet oder sogar inszeniert wurden wie dass sie von der al-Qaida verübt wurden. Schliesslich aber seien alle drei Theorien gleichermassen Verschwörungstheorien. Mit solchen Äusserungen hatte er auch schon die US-Botschaft zu Protesten bewegt. Der Berner Blogger Stefan Schaer, der die Online-Initiative lanciert hat, sagt, er wolle dafür sorgen, dass Leute wie Ganser nicht mehr in der Spinnerecke landen. Heute nämlich dürften Wissenschaftler nicht sagen, dass sie der offiziellen Version misstrauen. «Vielleicht ändert sich das, wenn ernst zu nehmende Leute hinstehen und sagen, dass auch sie sich eine Klärung der Vorgänge vom 11. September wünschen.»

Thesen sind «purer Unsinn»
Die meisten Sicherheitsexperten jedoch bleiben skeptisch: Auch er traue den US-Regierungen einige politische Schlaumeiereien zu, sagt Karl Haltiner, Militärsoziologe von der ETH, die US-Demokratie aber halte er für so weit gereift, dass das Medienkontrollsystem wirksam sei. Investigativjournalisten hätten sich nach dem 9/11-Attentat auf den Fall gestürzt – glaubwürdige Anzeichen für eine Verschwörung habe man nicht gefunden.
Der deutsche Terrorismus-Experte Rolf Tophoven hält Thesen, die Regierung Bush hätte 9/11 inszeniert oder zumindest nicht verhindert, für «puren Unsinn». «Wer wirklich wissen will, wie diese Vorhaben geplant und durchgeführt wurden, sollte die Ausführungen von Chalid Scheich Mohammed nach der Festnahme lesen, dem Drahtzieher hinter den Terrorattacken.» Dass sich zum 10. Jahrestag die Terrorattacken in New York wieder Verschwörungstheoretiker in die Öffentlichkeit drängten, halte er nicht für weiter erstaunlich, so Tophoven: «In Deutschland haben einige Leute mit diesem paranoiden Unsinn sehr viel Geld verdient. In der Schweiz ist diesen Leute zumindest die Aufmerksamkeit der Medien sicher.»

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