Freitag, 26. August 2011

Einfach mal Danke sagen

Stellungnahme des Organisationskomitees
der Kommunistischen Initiative (Gera 2010)

Zum 50. Jahrestag der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls veröffentlichte die Berliner Tageszeitung »junge Welt« eine Titelseite, die jene zur Raserei brachte, die vor 50 Jahren an die Grenzen ihrer Macht und ihres Einflusses stießen. Uns verwundert das nicht.

Als skandalös werten wir aber die Reaktion bestimmter Kreise und Funktionsträger der PdL und der Fraktion der PdL im Bundestag.
Die Pressestelle von Partei und Fraktion Die LINKE verurteilte am 16.8.2011 die Darstellung der »jungen Welt« als „indiskutabel“, „erbärmlich“ und „ahistorisch“. Seit dem 16.8.2011 wird um Unterschriften für einen Aufruf geworben, der von Vorständen und Fraktionen der PdL fordert, die Kooperation mit der »jungen Welt« einzustellen. Dieser Aufruf wird vom Forum demokratischer Sozialismus (fds) und der Emanzipatorischen Linken (EmaLi) unterstützt.

Der Fraktionsvorsitzende der PdL im Bundestag, Gysi, will in der Fraktion durchsetzen, dass die »junge Welt« nicht mehr als Werbemedium genutzt wird. Er habe mit dieser Zeitung „schon lange nichts mehr am Hut“, sagte er dem »Tagesspiegel«.

Über viele Jahre versucht die Monopolpresse, die unabhängige linke Tageszeitung durch Gerichtsklagen und kostspielige Prozesse in den Ruin zu treiben und auf diese Weise mundtot zu machen. Es misslang bisher. Jetzt setzen ausgerechnet maßgebliche Kräfte der PdL diesen Versuch mit einer anderen Taktik fort. Jetzt tun die Pluralisten in der Linkspartei genau das, was sie seit über zwanzig Jahren den „Stalinisten“ immer wieder unterstellten.

Doch der Versuch wird zum Schaden der PdL misslingen!
Es ist eine Schande, dass Partei- und Fraktionsspitze der PdL genau das erzwingen wollen, was Schreiberlinge in einem im Bonner »General-Anzeiger« veröffentlichten offenen Brief vom 16.8.2011 an Lötzsch, Ernst und Gysi forderten: „Keine Zusammenarbeit mit der jungen Welt“.

Die Veröffentlichungen in der »jungen Welt« zum 13. August und die Reaktion der PdL tragen dazu bei, noch vorhandene Illusionen über die Linkspartei weiter zu zerstören. Es entsteht mehr und mehr Klarheit darüber, wer eigentlich wo steht. Wir übersehen dabei nicht, dass immerhin die Antikapitalistische Linke (AKL) innerhalb der Linkspartei den Boykottaufruf kritisiert und als Angriff auf die Pressefreiheit wertet.

Wir stimmen mit der AKL auch in der Kritik an jenen überein, die jetzt zum Boykott der »jungen Welt« aufrufen, in der Vergangenheit aber nichts unternahmen, um zur Einstellung der Zusammenarbeit mit jenen aufzurufen, die den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien medial vorbereiten halfen, die die imperialistischen Kriege in Afghanistan und anderenorts propagieren, die den barbarischen Kapitalismus schön reden und Hartz IV verteidigen.

Wir wiederholen: Danke, dass es die »jungen Welt« gibt! Wir brauchen die einzige unabhängige und nicht „käufliche“ Tageszeitung in der BRD.

Die Kommunistische Initiative (Gera 2010) wird mit ihren bescheidenen Kräften und Mitteln dazu beitragen, dass die »junge Welt« den wirklich linken Kräfte erhalten bleibt. Wir werden auf unseren Veranstaltungen für die »junge Welt« werben und nach Kräften ihre Verbreitung fördern.

Das Organisationskomitee der Kommunistischen Initiative (Gera 2010)

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