Freitag, 2. Dezember 2011

Faschismus I

Faschismus als Bewegung und an der Macht

Fasci di combattimento nannte Mussolini seine 1919 gegründeten, in schwarzen Hemden auftretenden terroristischen Formationen. Deren Symbol waren die Fasci, das Rutenbündel mit der Axt, welches im alten Rom den Mächtigen vorangetragen wurde. Faschismus ist ein Produkt der allgemeinen Krise des Kapitalismus, die im ersten Weltkrieg und der Oktoberrrevolution ihren Ausdruck fand.

Er ist durch extremen Antikommunismus, wütenden Chauvinismus und die strikte Zurückweisung internationaler Solidarität sowie die Leugnung des Klassenkampfes und Feindschaft auch gegenüber der bürgerlichen Demokratie gekennzeichnet. Hinzu kommen die Propagierung einer "Volksgemeinschaft" aller Klassen und Schichten oder eines "Ständestaates", Rassismus verschiedenster Art und Terror-Verherrlichung nach innen und außen.



Dabei muß man exakt unterscheiden, ob es sich um rechtsradikale oppositionelle Bewegungen oder um den Faschismus an der Macht handelt. Beide dienen vor und nach dem Machtantritt der Faschisten den Interessen des Kapitals. Massenwiderstand zu unterlaufen und aufzuspalten ist ihr Auftrag. Das erklärt, warum in der BRD die neofaschistische NPD bis heute nicht verboten worden ist. Für alle Fälle werden die auf Kosten der Steuerzahler finanzierten Neonazis in Bereitschaft gehalten, auch wenn ihnen in "ruhigeren" Zeiten die Staatsmacht keineswegs anvertraut ist. Da sie ihren Anhang aus unterschiedlichen Klassen und Schichten rekrutieren, reicht nationalistische Hetze als Klammer allein nicht aus. Faschisten sind stets auch auf soziale Demagogie angewiesen.

Georgi Dimitroff hat in seiner Rede auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale 1935 auf die Unterschiede bei Faschisten vor und nach der Machtübernahme verwiesen. Er bezeichnete den "Faschismus an der Macht" als "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals".

Die Kommunistische Internationale überwand mit dieser Definition auch ihre eigene falsche "Sozialfaschismus"-These vom Beginn der 30er Jahre. Heute erleben wir einen Sturmangriff auf Dimitroffs Charakterisierung des Klassencharakters der faschistischen Diktatur. Der Hauptgrund: Nichts ist schlimmer für das Monopolkapital als der Nachweis seiner Verantwortung für das Grauen. So wird der Faschismus jetzt mit Vorliebe als Diktatur wildgewordener Kleinbürger und Asozialer dargestellt. Das Kapital habe sich dieser nur unter Zwang gebeugt.

Wer aber waren die "Wehrwirtschaftsführer", deren Befehlsgewalt während des Krieges auch die kleine und mittlere Bourgeoisie unterstand? Das Kommando hatten ausnahmslos die Herren der großen Konzerne. Darüber war sich damals alle Welt im klaren. Wie wäre es sonst wohl zu verstehen, daß US-Sondertribunale in den Nürnberger Nachfolgeprozessen Konzernbosse wie Krupp und die Chefs der IG Farben als Kriegsverbrecher abgeurteilt haben?

Sie wurden wenig später allerdings auf Verlangen der Adenauer-Regierung allesamt begnadigt. Doch das entkräftet keineswegs die Tatsache, daß sie als die Hauptschuldigen und Nutznießer des deutschen Faschismus in die Geschichte eingegangen sind.

Prof. Dr. Götz Dieckmann

siehe auch: Faschismus II

Quelle: Rotfuchs

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen