Donnerstag, 1. Dezember 2011

Die akademische Sprache des Rassisten

Die Enstehungsgeschichte einer Doktorarbeit 

Im Jahre 1973 legte der damals 28-jährige Thilo Sarrazin seine fertige Doktorarbeit der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn vor. Er hatte zuvor von 1967 bis 1971 an dieser Bildungsstätte ein Studium der Volkswirtschaft erfolgreich absolviert und war dort als Assistent am ihr angegliederten Institut für Industrie- und Verkehrspolitik beschäftigt. Sarrazin war klug und zielstrebig. Er wollte hoch hinaus. Seine Doktorarbeit trug schließlich den etwas sperrigen Titel: „Ökonomie und Logik der historischen Erklärung. Zur Wissen-schaftslogik der New Economic History“.  Die Arbeit beschäftigte sich mit wissenschaftstheoretischen Aspekten der Wirtschafts-geschichte, wobei er dabei den Blickwinkel des durch Karl R. Popper begründeten kritischen Rationalismus einnahm. Noch im selben Jahr wurde er zum Dr. rer. pol. promoviert.

Das Werk wurde später als Band 109 in der Forschungsreihe der Friedrich-Ebert-Stiftung und mit etwas abgewandelten Titel von der Bonner Universität publiziert.  Heute ist dieses Frühwerk Thilo Sarrazins nur noch schwer erhältlich. Der Autor wurde erst durch das Buch Otto Köhlers „Die große Enteignung“ darauf aufmerksam, welches sich mit dem fluchbeladenen Wirken der Treuhand und damit auch dem Treiben Sarrazins in Ostdeutschland beschäftigt. Die in diesem Buch veröffentlichten Zitate aus seiner Doktorarbeit sollte man sich wirklich zu Gemüte führen-auch wenn einem dabei übel werden kann



Sarrazins Arbeit ist ein sehr theoretisches Werk über Wirtschaftsgeschichte, Wissenschaftslogik und -theorie, die in die „New Economic History“ einführen will. Die »NEW« war eine aus den USA kommende wirtschaftswissenschaftliche Schule, der es ab 1960 gelang, die US-ameri-kanische Wirtschaftsgeschichte aus nationalökonomischer und wirtschaftsgeschichtlicher Sicht zu interpretieren. Gerade weil es sich um eine Denkschule aus der USA handelte, befasste sich Sarrazin sehr eingehend mit deren ökonomischer Geschichte. Dabei zitierte er oft den schon erwähnten Begründer des kritischen Rationalismus Karl R. Popper und Hans Albert.
 
Was Sarrazin wirklich meint … „Ökonomie der Sklaverei“
Ein Teil seiner 168 Seiten umfassenden Dissertation befasst sich auch mit der Geschichte der Sklaverei in den Südstaaten der USA. Sarrazin verlässt dabei nicht ein einziges Mal den Blickwinkel des kühlen, allein der Rentabilität der Sklaven verpflichteten Rationalisten. Das klingt zum Beispiel so: „Folgende Größen gehen in die Ermittlung der Nettoeinnahmen für männliche Sklaven ein: Die Nettoverkaufspreise für Baumwolle ab Farm, also die Handelspreise minus Abschlag für Transport, Versicherung etc. Weiterhin die jährliche Produktion eines Sklaven und seine laufenden Unterhaltskosten. Auf dieser Grundlage werden unter wechselnden Annahmen bzgl. Kapitalkosten pro Kopf und Jahr, durchschnitt-licher Nettoverkaufspreis etc. fast durchweg positive Kapitalwerte ermittelt.“


Selbstverständlich legte Sarrazin eine ähnliche Berechnung des Nutzwertes weiblicher Sklaven vor, wobei er feststellte, dass bei Männern „die Produktivität um ein Drittel bis um die Hälfte höher“ ist. Dafür aber „bekamen die Frauen Kinder, welche auch wieder Einnahmen brachten“. Denn „jede Negerfrau produzierte während ihres Lebens 5-10 Kinder, welche in der Produktion verwendet oder verkauft werden konnten“. Weiter heißt es: Die Negersklavin besaß die Hälfte bis zwei Drittel der Produktivität eines männlichen Sklaven. Dieses Verhältnis wurde ermittelt anhand der Relation der Mietpreise bei der Sklaven-vermietung. Jede Schwangerschaft kostete drei Monate Arbeitszeit.“

Auch die Kinder vergaß Sarrazin nicht: „Die Kinder begannen mit 6 Jahren zu arbeiten. Die Jungen konnten sich ab dem 9. Lebensjahr selbst erhalten, die Mädchen vom 13. Lebensjahr an.“ Deshalb ergaben „sich für weibliche Sklaven höhere Kapitalwerte und interne Zinsfüße als bei den Männern“. Aber die „Investitionen in einen weiblichen Sklaven trug länger-fristigen Charakter und war darum mit höherem Risiko belastet.“


Weiter heißt es dann: „Die Fruchtbarkeit weiblicher Sklaven war bei Kauf nicht immer bewiesen. Sklavinnen, welche schon ein Kind bekommen hatten, dürften höhere Preise erzielt haben.“ Dennoch stellt der Autor fest: „Sklavenaufzucht und -handel genossen kein sehr hohes Prestige.“ Für Sarrazin völlig unverständlich, denn immerhin kommt er zu dem befriedigenden Ergebnis: „Insgesamt läßt sich der Schluß ziehen, daß die Sklavenhaltung mindestens ebenso profitabel war wie alternative Verwendungen des eingesetzten Kapitals“.


Allein die Sprache lässt einen frösteln! Menschen als purer Kapitalwert! Sarrazin benutzt ganz selbstverständlich die Terminologie des weißen Rassismus. Er schreibt von Negern, ihrer Aufzucht, ihren Preis und über die Selbsterhaltung und Nützlichkeit ihrer Kinder. Man kann sich sehr leicht vorstellen, dass ein KZ-Kommandant ganz ähnlich klingende Nutzwert-berechnungen über seine Häftlinge gemacht hat. Hier spürt man die menschenverachtende Kälte des puren, entfesselten Kapitalismus, der den Menschen als entpersonifiziertes Objekt sieht, das allein der Profitmaximierung zu dienen hat.


Das Thilo Sarrazin für dieses Werk den Doktortitel erhielt, ist ebenfalls bezeichnend. Ich stellte mir vor, jemand hätte ein ähnliches Werk an einer Universität der DDR eingereicht. Ich habe Zweifel, dass er damit zu akademischen Würden gelangt wäre.
 
Das spätere Wirken des Dr. rer.pol. Thilo Sarrazin  Der nackte Sozialdarwinismus des Thilo Sarrazin klang in seiner Dissertation bereits an. Der Mensch, der allein als seelenloses Masse zur Maximierung der ökonomischen Effizienz zu dienen hat, deren Profitrate eine zur Herrschaft prädestinierte Minderheit einstreicht, ist heute noch eines seiner Lieblingsthemen.

Wenn das Humankapital diesen Zweck erfüllt, wird es mit minimalem Aufwand am Leben erhalten. Wer die Erwartungen der Herrenschicht nicht erfüllt, ist als überflüssiger Ballast auszusondern.

Quelle: Kommunistische Initiative

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